Hallo,
hier bin ich, Hausboot Treibholz, mal wieder. Nach dem langen, kalten und langweiligen Winter ist es nun wieder schön auf dem See. Geputzt wurde ich auch, wie sich das im Frühling gehört.
ABER, ich bin eifersüchtig und muss meinen Ärger loswerden. Ich bin (hoffentlich) nach wie vor das Lieblingsboot meiner Besitzerin. Mein Besitzer hat jedoch ein anderes Lieblingsboot, da bin ich mir sicher. Sein Segelboot, ein Trimaran namens "TriMagic" verehrt er offenbar viel mehr. Woran ich das erkenne?
Jedes Mal wenn die beiden mit meinen Gästen segeln, sehe ich genau, wie die sich so unverschämt freuen während sie über den See fegen. Ich dagegen liege hier immer fest und kann nur ein wenig schaukeln! Sie wollen mich eindeutig eifersüchtig machen, sonst würden sie wohl kaum extra bei mir vorbeirauschen - diese Angeber! Wenn das alles wäre, könnte ich dies ja noch verkraften, denn dafür sind meine Gäste viel länger bei mir! Aber nein, er nimmt nicht nur meine Gäste mit, sondern auch noch andere Gäste, die nicht bei mir zu Besuch sind! Bisher hat MEINE Webpage Werbung für sein Segelschiffchen (sorry - ich kann das lästern nicht lassen) mitgemacht. Da musste sich TriMagic immer bei mir bedanken. Jetzt hat es mit www.TriMagic.de eine eigene Webpage bekommen. Seit dem ist dieses Bötchen (na gut es ist so breit wie ich, aber viel kürzer und Platz ist da sowieso viel weniger), mehr als nur selbstbewusst!
Bisher dachte ich immer, das arme Boot, es darf nur das halbe Jahr auf dem See schwimmen. Jetzt hat es mir erzählt, es darf sich im Winter in einer warmen Halle ausruhen! Ich friere mich im November, Januar und Februar halb tot, weil die Heizung ausgeschaltet wird, wenn ich keine Gäste habe - ausgerechnet im Winter! TriMagic dagegen ruht sich in einer warmen Halle aus! Im Sommer liegt es im Hafenbecken auch geschützter als ich an der Außenmole. Jetzt hat es auch noch ein neues Segel bekommen! Wie sollte ich da nicht eifersüchtig sein?
Ich könnte es ja verkraften, schließlich bin ich immer noch das Lieblinksboot meiner Besitzerin. Aber dieses Bötchen schneidet ständig auf. Zum Beispiel ist es so schrecklich stolz auf seinen Namen "Tri", weil es drei Rümpfe hat (ich nur zwei) und "Magic", weil es angeblich magisch wäre, damit über den See zu gleiten oder bei viel Wind zu rasen. Dazu hätte ich überhaupt keine Lust, ich bin eher der gemütliche Typ. Ich fühle mich mit meiner Aussicht wohl und liebe den Kaffeeduft bei schönem Wetter auf meiner Terrasse. Das glaubt mir das eingebildete Bötchen nur nicht!
Aber ich freue mich über jeden Tag ohne Wind oder mit Wind über 40kn, denn dann läuft auch mein Besitzer an dem Bötchen vorbei, und ich sehe genau, wie es sich ärgert. Bisher habe ich es da immer getröstet. Aber nun hatte ich die Nase voll und habe es die letzte Woche jeden Tag geärgert, denn es war kein Wind. Und was ist das Ergebnis dieses Streits? Sie haben das Bötchen ein paar Stunden an mir festgemacht und wir mussten gemeinsam eine Mediationstherapie absolvieren. Na ja - beste Freunde sind wir noch nicht, aber ich tröste das Bötchen nun wieder, wenn kein Wind ist. Es gibt auch nicht mehr so sehr an, denn ich darf es jetzt offiziell "Bötchen" nennen, als Einziger. Das ist aber auch gerecht, schließlich bin ich viel größer! Bei viel Wind nennt es mich "Schaukelpferd" und ich rufe es "Rennpferd" und wir beide freuen uns über die eigenen Spitznamen, auch wenn ich überhaupt nicht verstehen kann, wie man sich über "Rennpferd" freuen kann. Es muss doch furchtbar anstrengend sein, so schnell über die Wellen zu fegen. Da lobe ich mir doch meine Gemütlichkeit.
Das schönste ist jedoch der Gruß der Segler: "Mast und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel". Eine Hand breit Wasser unter dem Kiel ist natürlich super, wer will schon auf dem Grund auflaufen - aber "Mast und Schotbruch" was müssen das für schreckliche Wünsche für das Bötchen sein. Mich trifft es ja nicht - ich habe keinen Mast und auch keine Schoten. Da tut mir das Bötchen schon fast wieder bei diesem Gruß leid.
Ich hoffe, ich kann viele von Euch im Sommer wieder mit meinem sanften Schaukeln verwöhnen. Bis bald Euer liebster Gastgeber, Hausboot Treibholz!
Ps.: Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel (hi, hi, hi)